Und der Haifisch...
In den Straßen in der Stadt...
Als ich den Fundus einer Städtetour aufgearbeitet habe, fand ich dieses Bild, wie ich Sie manchmal aus einem Moment heraus aufnehme. Keine lange Bildkomposition, keine Fokussierung, egal welche Blende und Zeit. Einfach KLICK.
Als ich das Bild auf dem digitalen Lichttisch hatte, kamen mir die folgenden Zeilen in den Sinn:
Denn die einen sind im Dunkeln
Und die andern sind im Licht.
Und man siehet die im Lichte
Die im Dunkeln sieht man nicht.
Dieses Zitat ist aus Bertolt Brecht’s “Die Dreigroschenoper”. Es kommentiert die soziale Ungleichheit (vergleiche die schnellen Schrittes vorbei Schreitenden in Bezug auf den Menschen im geschlossenen Geschäftseingang) und die Sichtbarkeit von Menschen in verschiedenen sozialen Schichten (in diesem Falle genau umgekehrt). Diejenigen, die im “Licht” sind, sind sichtbar und anerkannt, während diejenigen im “Dunkeln” oft übersehen oder ignoriert werden. Dieses Bild invertiert den Text und hebt so die Ungerechtigkeiten in der Gesellschaft hervor.
Und, geht es euch auch manchmal so? - von mir
Ihr geht durch die Straßen der Stadt
ihr seht was es an Waren in den Geschäften so hat.
An Ecken, in Nischen hie und dort
sitzt ein Mensch, bewegt sich nicht fort.
Ihr seht ihn sitzen
und kommt ins Schwitzen.
Ein Schwall der Gefühle durch euch schwappt,
doch schnell, ganz schnell wird alles wieder gekappt.
Und der Mensch sitzt immer noch dort
nur ihr, ihr geht jetzt fort.
Und hier noch etwas aus erprobter Feder:
Wem kann ich klagen - von Erich Mühsam
Wem kann ich klagen,
Der mit mir fühlt?
Wem kann ich sagen,
Was in mir wühlt?
Jedem frißt eigenes
Leid in den Säften.
Manche verschweigen es.
Einige zeigen es.
Aber die Menge vergißt's in Geschäften.
Nur wer uns liebt,
Wird mit uns teilen.
Liebe vergibt,
Liebe kann heilen.
Ich schaue zurück:
Einst durft ich lieben.
Doch all mein Glück
Ist Stück für Stück
Am Wege geblieben.
(C) 2024
Bildmaterial und Text by Werner