#21 - Nord/LB, Hannover

23.01.2022 - Nord/LB

Unsere Korrespondentin Konny hat uns von einem Ausflug in die Landeshauptstadt Niedersachsens ein paar eindrucksvolle Architekturbilder in die Redaktion gesendet.
Da es uns sehr schwer fiel, euch im Rahmen dieser BildBetrachtungen nur ein Bild der Serie zu zeigen, haben wir uns nach intensiver Beratung entschlossen eine Galeriereihe zu eröffnen. Es gibt sie jetzt also hier unter den BildBetrachtungen, die BiBeGa - die BildBetrachtungsGalerie.

Als technische Hintergundinformation zum Gebäude haben wir für euch das Exposé der Architekten und die Übersetzung des englischen Textes - diesmal auf deutsch - hinterlegt. 

Die Gebäude der Nord/LB bilden im Geviert einen gesamten Stadtblock am Aegidientorplatz als Bindeglied zwischen der Innenstadt und dem städtischen Naherholungsgebiet um den Maschsee in Hannover.
Bild #1 aus nordwestlicher Perspektive veranschaulicht beispielhaft die Straßenfront der Fassaden im Geviert. Vom Friedrichswall an der Nordfassade (Bild #1) liegend, zweigt an der nordwestlichen Ecke die Willy-Brandt-Allee nach Süden ab, an der südwestlichen Ecke die Bleichenstraße nach Osten und an der östlichen Gebäudeseite entlang die Maschstraße zurück zum Friedrichswall ab. Die Straßennamen beschreiben die historische Bedeutung der Stadtlage des Gebäudes. Mit dem Friedrichswall haben wir die Anbindung an eine der Magistralen der Landeshauptstadt und mit dem Turm eine Landmarke im Stadtbild.
Die Fassaden der Umfassungsgebäude des Innenhofs sind in der baujahrstypischen und dem Zeitgeist folgend als Glas-Stahl-Architektur ausgebildet, deren Konstruktion in allen Bildern prägend hervor tritt. Durch diese Textur der Gebäudehüllen wird eine Transparenz der im Inneren ablaufenden Geschäfte gleichsam verspiegelt. Gleichwohl wird die umgebende Bebauung und der Himmel ebenfalls gespiegelt, was zu einem Wechselspiel der Farben und Gefühle außerhalb trüber Wetterlagen führen kann.

Bei Bild #1 und #2 wird die Linienführung der Bildgestaltung sehr streng aufgenommen und inszeniert. Steigende und fallende Dreiecke der Perspektivlinien im Wechsel mit Ebenen sind vorherrschend und bestimmend. Natürliche Elemente des Straßenbegleitgrüns vulgo Bäume sind dem innerstädtischen Charakter dichter Bebauung folgend regelgerecht spärlich vorhanden.

Bild #3 und #4 widmen sich der Darstellung des Wow-Effekts. Bei der architektonischen Gestaltung des Turms wurden augenscheinlich symbolisierte Geldscheinpaketstapel als Wahrzeichen des Geschäftsmodells einer Bank für die Turmkonstruktion zugrunde gelegt. Der Geldstapelturm befindet sich dem folgend lagerichtig im Innenhof, umgeben von Umfassungsgebäuden als Schutzwall.
Fotografisch ist die gebaute Konstruktion des Turms unglaublich anspruchsvoll. Zum einen sind sich kreuzende Linien (Glasfassade, Stahlkonstruktionen, Gebäudetunnel) in und um ein zentrales Motiv (Geldstapelturm) vorhanden. Diese elemente wollen zum einen gebändigt werden, zum anderen entsteht durch die Spiegelungen des Lichts und der Umgebung sowie der Fassadentransparenz ein multifaktorielles Lichtobjektspektrum welches eingefangen werden will. Es ist genug Kontrast vorhanden, der eine hinreichende Differenzierung der einzelnen Elemente für den Betrachter erlaubt und die Technik unterstreicht. Auch die Vielwinkligkeit wurde mit einem guten Bildboden versehen, der beiden Bildern genug Fundament verschafft und trotzdem die Höhe nicht vernachlässigt. Dies kann in beiden Bildern als gelungen eingestuft werden. 
Besonders gefallen hat uns bei Bild #4 die Gegenüberstellung von Himmel und Gebäude. Die von links unten nach rechts oben kreuzenden Cirrus-Wolken kreuzen den von rechts unten nach links oben strebenden Geldstapelturm. Sehr schön herausgearbeitet ist diese Symbolik zur Flüchtigkeit des Geldes. Oder wie Lateiner sagen: Pecunia volant, domus manent. (Geld verfliegt, Häuser bleiben).

Insgesamt eine 📷📷📷📷📷📷Komma siebenfünf für Konny.

 
TRANSLATION
[pictures]
Our correspondent Konny sent us some impressive architectural pictures from a trip to the capital of Lower Saxony. Since it was very difficult for us to show you only one picture of the series in this BildBetrachtungen, we decided, after intensive consultation, to open a gallery series. So now it exists here under the BildBetrachtungen, the BiBeGa - the BildBetrachtungsGalerie.
 
As technical background information on the building, we have included the architects' exposé and the translation of the English text - this time in German. 
 
The buildings of the Nord/LB form an entire city block at the Aegidientorplatz as a link between the city centre and the urban recreation area around the Maschsee in Hanover.
Picture #1 from the north-western perspective exemplifies the street frontage of the facades in the quadrangle. From Friedrichswall on the north façade (image #1), Willy-Brandt-Allee branches off to the south at the northwest corner, Bleichenstraße branches off to the east at the southwest corner and Maschstraße branches off along the eastern side of the building back to Friedrichswall. The street names describe the historical significance of the building's urban location. With Friedrichswall, we have a connection to one of the main arteries of the state capital and, with the tower, a landmark in the cityscape.
The façades of the enclosing buildings of the inner courtyard are designed in the glass and steel architecture typical of the building year and in keeping with the spirit of the times, the construction of which stands out in all the images. This texture of the building shells mirrors, as it were, the transparency of the business going on inside. At the same time, the surrounding buildings and the sky are also mirrored, which can lead to an interplay of colours and feelings outside of gloomy weather conditions.
 
In picture #1 and #2, the lines of the picture design are very strictly taken up and staged. Rising and falling triangles of perspective lines alternating with planes are predominant and defining. Natural elements of the roadside greenery, i.e. trees, are sparsely present, in keeping with the inner-city character of dense development.
Picture #3 and #4 are dedicated to the presentation of the wow effect. The architectural design of the tower was based on apparently symbolised stacks of banknotes as emblems of a bank's business model. Following this, the money stack tower is positioned in the inner courtyard, surrounded by enclosing buildings as a protective wall.
Photographically, the tower's built construction is incredibly challenging. On the one hand, there are intersecting lines (glass façade, steel structures, building tunnels) in and around a central motif (money stack tower). On the one hand, these elements need to be tamed, on the other hand, the reflections of the light and the surroundings as well as the transparency of the façade create a multifactorial light object spectrum that needs to be captured. There is enough contrast to allow sufficient differentiation of the individual elements for the viewer and to emphasise the technique. The multi-angles have also been provided with a good image base, which gives both pictures enough foundation and yet does not neglect the height. This can be classified as successful in both pictures.  We particularly liked the juxtaposition of sky and building in picture #4. The cirrus clouds crossing from the lower left to the upper right cross the money stack tower striving from the lower right to the upper left. This symbolism of the fleeting nature of money is very well worked out. Or as the Latins say: Pecunia volant, domus manent. (Money evaporates, houses remain). 
 
All in all, a 📷📷📷📷📷📷comma seventyfive for Konny.
Die Lyrik zum Schluss

Hymnus auf die Bänker - von Erich Kästner

Der kann sich freuen, der die nicht kennt!
Ihr fragt noch immer: Wen?
Sie borgen sich Geld für fünf Prozent
und leihen es weiter zu zehn.

Sie haben noch nie mit der Wimper gezuckt,
Ihr Herz stand noch niemals still.
Die Differenzen sind ihr Produkt.
(Das kann man verstehn, wie man will.)

Ihr Appetit ist bodenlos.
Sie fressen Gott und die Welt.
Sie säen nicht. Sie ernten bloß.
Und schwängern ihr eignes Geld.

Sie sind die Hexer in Person
und zaubern aus hohler Hand.
Sie machen Gold am Telefon
und Petroleum aus Sand.

Das Geld wird flüssig. Das Geld wird knapp.
Sie machen das ganz nach Bedarf.
Und schneiden den andern die Hälse ab.
Papier ist manchmal scharf.

Sie glauben den Regeln der Regeldetrie
und glauben nicht recht an Gott.
Sie haben nur eine Sympathie.
Sie lieben das Geld. Und das Geld liebt sie.
(Doch einmal macht jeder Bankrott!)