#22 - Panta rhei
☮ 13.03.2022 - Panta rhei
Unsere Korrespondentin Konny hat uns aus der Bundeshauptstadt eine, wie wir finden, sehr in die Zeit passende Aufnahme zugesandt.
Das Bild von der Südwestfassade des Pergamonmuseums, direkt am Kupfergraben gelegen, suggeriert fast automatisch den Aphorismus Panta rhei - Alles fließt oder wie Lateiner formulieren Cuncta fluunt - Alles ist in stetem Wandel.
Das Gebäude, in neoklassizistischem Baustil wurde vor dem Zweiten Weltkrieg errichtet, im Krieg sehr stark zerstört und nach dem Krieg wiederaufgebaut. Im Bild spiegeln sich die wechselhaften Zeitläufte unseres Lebens wider.
Durchgängig werden die Licht- und die Schattenseiten von Lebenslinien, durch die Kannelierung der Säulen repräsentiert. Beides ist immer miteinander untrennbar verbunden. Wo Licht ist, ist auch Schatten. Mal mehr, mal weniger.
Veränderungen in den Lebensläufen, werden durch die Krümmungen der Kannelierung wiedergegeben. Mal eckig, mal rund.
Alles in unserem (Er)Leben ist in allen Richtungen veränderlich, nichts ist statisch. Nichts ist - trotzdem es in Stein gemeißelt auftritt - unveränderlich. Kleinste Veränderungen führen zu starken Verwerfungen. Eine einfache Spiegelung genügt, um selbst ähnliche Lebensgrundlagen, wie sie durch die gleichmäßige Farbgestaltung symbolisiert werden, zu verändern. Und dies in gleicher Umgebung gravierend anders. Sichtweisen auf Dinge - die Spiegelungen der Fenster - werden je nach eigener Lage und Perspektive von Nachbarn unterschiedlich erfahren.
Eine sehr ausgewogene und philosophisch anregende Aufnahme einer Alltagssituation, deren Auflösung und Wahrnehmung uns polymorph gegenübertritt.
Insgesamt schon wieder eine 📷📷📷📷📷📷Komma siebenfünf für Konny.
TRANSLATION
Die Lyrik zum Schluss
FREIHEIT - von Erich Fried
Zu sagen
hier herrscht Freiheit
ist immer ein Irrtum
oder eine Lüge:
Freiheit
herrscht nicht