#12 - Wasser in der Stadt
08.06.2021 - Wasser in der Stadt

Die in die Höhe schießenden Strahlen zerfließen an ihrem höchsten Punkt und fallen als Tropfen geräuschvoll auf die Erde, in das Becken zurück. Die Kraft der Quelle, des Strahls wird in meditatives Plätschern verwandelt. Wie magnetisch werden wir von den sich immer wieder verändernden Wasserstrahlen und dem Rauschen des Wassers angezogen. Bänke in der Umgebung laden zum Verweilen ein. Frische, gewaschene Luft zum Atmen mitten in einer dicht bebauten Stadt. Das vielstimmige Geräusch des Wassers übertönt die Geräusche des städtischen Treibens. Zwei unserer Sinne, die Augen und die Ohren, mit denen wir uns im Leben orientieren, sind beschäftigt. Der Geist ruht und wir können entspannen.
Dieses Bild ist mit der Reduzierung auf die schwarz-weiße Darstellung gut an die vermittelte Stimmung des Wasserspiels angepasst. Der Bildschnitt ist den Strahlen folgend dabei sehr eng gefasst und hätte vielleicht etwas mehr Raum greifen können. Aber dem steht gerade im städtischen Raum oft Material entgegen, welches die empfundene Bildausstrahlung und Stimmung stört. Insofern ist die Reduktion des Ausschnitts vertretbar. Ausreichende Bezüge wie Pflasterung, Bebauung und Linienführung, die dem Erkennen und Verstehen dienen, sind ausreichend und strukturell angepasst vorhanden. Die Lichtverteilung ist gleichmäßig und ohne störende Reflexe, so dass das Tropfenbild gut zur Geltung kommt.
Das Lyrik-Update von Friederike
RAINER MARIA RILKE
Römische Fontäne
Borghese
Zwei Becken, eins das andre übersteigend
aus einem alten runden Marmorrand,
und aus dem oberen Wasser leis sich neigend
zum Wasser, welches unten wartend stand,
dem leise redenden entgegenschweigend
und heimlich, gleichsam in der hohlen Hand,
ihm Himmel hinter Grün und Dunkel zeigend
wie einen unbekannten Gegenstand;
sich selber ruhig in der schönen Schale
verbreitend ohne Heimweh, Kreis aus Kreis,
nur manchmal träumerisch und tropfenweis
sich niederlassend an den Moosbehängen
zum letzten Spiegel, der sein Becken leis
von unten lächeln macht mit Übergängen.
CONRAD FERDINAND MEYER
Der römische Brunnen
Aufsteigt der Strahl und fallend gießt
Er voll der Marmorschale Rund,
Die, sich verschleiernd, überfließt
In einer zweiten Schale Grund;
Die zweite gibt, sie wird zu reich,
Der dritten wallend ihre Flut,
Und jede nimmt und gibt zugleich
Und strömt und ruht.
Danke an Friederike für die meditative Aufnahme 📷📷📷📷 und die Updates