AnglerLatein #36 - 11.05.2024

heute morgen hatten wir eine Mail von Hermann im elektronischen Briefkasten. Eigentlich war es kein Brief, sondern eher nur eine schnelle Vorab-Info, die uns Hermann noch schnell übermitteln wollte, bevor er der Sache weiter auf den Grund geht.

die Information war so brandheiß, dass wir uns entschieden haben sie euch dennoch vorzustellen, auch wenn wir noch nicht alle Details kennen.

im Bild haben wir die neueste pfiffige Erfindung aus dem Pott. Wie Hermann berichtete traf er mehr zu als fällig am Wegesrand auf eine Galerie von Fäden. Diese Fadengalerie erstreckt sich entlang einer dicht bebaumten Bepflanzung in der Nähe eines öffentlichen Parks.
Hier hat ein findiger Unternehmer die ersten Versuchsreihen für umweltfreundliche, kunststofffreie Angelleinen mit hoher Reißfestigkeit im Freilandversuch gestartet.
Die Leinen werden von einer speziellen Larvensorte der Gespinst- und Knospenmotte (Yponomeutidae elastitidis) gezogen. Nach dem Schlupf der Larven und einer ersten Nahrungsaufnahme am Blattwerk des Wirtsbaumes, produzieren die freundlichen Tierchen meterlange Leinen, die der Schwerkraft folgend von der Krone bis zum Boden reichen. 

die Innovation dieser neuen Leinen besteht nun darin, dass am Ende jeder Leine ein speziell geformter und mit besonderen Aromen versehener Angelhaken (nicht im Bild) appliziert wurde. Die Larven klettern an der Leine herab, gelangen an den Haken und versuchen ihrem Fraßverhalten folgend den Haken aufzunehmen. Hierbei wirkt sich das verwendete Aroma (Einfache Wirkstoffformel: De-gustibus-non-est-disputandum) extrem förderlich auf das Fraßverhalten aus. Nach einmaligen Kontakt mit dem Wirkstoff wird der Fraßreflex erst nach Aufnahme des letzten Hakenmillimeters beendet. Leider endet hier auch schon die Freude, denn mit der Aufnahme des letzten Krümels Wirkstoff ist auch die Paralyse der Kontraktionsbewegungen zur weiteren Fortbewegung verbunden.
Das Ergebnis: Eine anwendingsfertige Anglerleine aus natürlichen Rohstoffen, extrem reißfest, stufenlos und reibungsfrei auf der Angelrolle in beliebiger Länge lieferbar mit gleichzeitiger Applikation des Hakenköders.

anglerherz was willst du mehr.
Leider ist die Frage der damit zu fangenden Fische noch nicht ganz gelöst, denn nach Wasserkontakt entwickeln die Larven auf dem Haken ein infernalisches Geräusch, welches nicht nur die Zielfische vergrämt, sondern auch die Anglerandacht massiv unterbricht und sich als sozial gänzlich unverträglich darstellt. Auch wurde schon bei den ersten Testläufen eine verstärkte Hormonausschüttung bei Anglern beobachtet, die zu unkontrollierbarem Verhalten gegen Mensch und Tier führen kann. Insoweit dürfen wir beruhigt sein, dass die Zulassung für die freie Verwendung noch etwas auf sich warten lassen wird.

Gefährlich ist das Fischen mit der Leine,
die Lyrik Goethes zeigt, was ich so meine.

Der Fischer - Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832)

Das Wasser rauscht', das Wasser schwoll,
ein Fischer saß daran,
sah nach dem Angel ruhevoll,
kühl bis ans Herz hinan.
Und wie er sitzt und wie er lauscht,
teilt sich die Flut empor;
aus dem bewegten Wasser rauscht
ein feuchtes Weib hervor.

Sie sang zu ihm, sie sprach zu ihm:
Was lockst du meine Brut
mit Menschenwitz und Menschenlist
hinauf in Todesglut?
Ach wüßtest du, wie's Fischlein ist
so wohlig auf dem Grund,
du stiegst herunter, wie du bist,
und würdest erst gesund.

Labt sich die liebe Sonne nicht,
der Mond sich nicht im Meer?
Kehrt wellenatmend ihr Gesicht
nicht doppelt schöner her?
Lockt dich der tiefe Himmel nicht,
das feuchtverklärte Blau?
Lockt dich dein eigen Angesicht
nicht her in ew'gen Tau?

Das Wasser rauscht', das Wasser schwoll,
netzt' ihm den nackten Fuß;
sein Herz wuchs ihm so sehnsuchtsvoll,
wie bei der Liebsten Gruß.
Sie sprach zu ihm, sie sang zu ihm;
da war's um ihn geschehn:
Halb zog sie ihn, halb sank er hin
und ward nicht mehr gesehn.

(C) 2024 Bild by Hermann und Text by Werner