Glücks-Mümpfeli #26 - 10.04.2024
es gibt Geschichten, die glaubt einem keiner. Es sei denn, sie passieren einem selbst.
So geschehen am Anfang dieser Woche. Mein Freund aus Kindertagen und ich hatten uns zu einer kleinen Tour getroffen. Wir wollten den 5/6er Weg im Reinhardswald gehen. Dieser Wanderweg wird von meinem Freund als Wegepate betreut. Wegepaten sind sehr engagierte Menschen, die ehrenamtlich unsere Waldwanderwege in Ordnung halten. Neben Wegmarkierungen und Beschilderungen checken sie auch die Sauberkeit in Wald und Flur. So sammeln sie die Hinterlassenschaften unserer lieben Zeitgenossen - bestehend aus Zigarettenkippen, Getränkedosen und -flaschen, Plastikteilen, Reifen und anderem Müll - ein und sorgen für die Abfuhr.
wir starteten vom Wanderparkplatz aus an einem herrlich uralten Eichenwald mit mächtig altem Bestand und einer ebenso prächtigen Menge an Bruch- und Totholz. Die Luft war frühlingshaft mild, klar und warm. So liefen wir den Weg bis zu einem scha-scha-schattigen Tannenwald. Durch diesen entlang eines perlenden Bächleins bis zur ersten großen "Freifläche". Selbst nach Jahren sind hier noch die Folgen und Auswirkungen von Kyrill (2007) und Friederike (2018), den beiden Sturmtiefs, mit enormen Waldschäden zu beobachten.
Zwar wurden im Reinhardswald seit 2018 wieder 1,9 Millionen Bäume aufgeforstet, aber die ersetzen nur zu einem sehr kleinen Teil die 1,4 Millionen Bäume mit 550.000 Kubikmetern Holz, die der Sturm gefällt hat. In der Folge mussten seitdem weitere 650.000 Kubikmeter Nadelholzbäume gefällt werden. Hier waren die Insekten i.e. der Borkenkäfer, für den Baumtod verantwortlich und der Vorgang ist immer noch nicht abgeschlossen.
Neben den riesigen Wiederaufforstungsflächen sind nebenbei auch ein paar interessante Solitäre durch Wurzelreste alter Baumriesen entlang des Weges entstanden.
Zum Abschluss unserer Waldrunde mit nur geringem Müllaufkommen, haben wir uns noch einer Runde um den Rothbalzer Teich, einem ehemaligen Fischteich, gegönnt. Auch hier alles Tipptopp dank der Pflege und Hege durch die Wegepaten.
so, und jetzt kommen wir zur Koinzidenz und der Kongruenz von Ereignissen und Erlebnissen. Die Geschichte, die man eigentlich nicht glauben kann.
Während wir nach unseren beiden Touren und nach einem frugalen Mittagsschmaus bei meinem Freund in frischer Frühlingsluft auf der Terrasse saßen, erreichte mich über mein brummelndes Streichelphone eine Mailnachricht mit Bildanhängsel von Siegfried, unserem westdeutschen Korrespondenten.
Wir im Reinhardswald mit Bruch- und Totholz und Siegfried im Duisburger Wald mit Bruch- und Totholz - zeitgleich unterwegs.
Der Text von Siegfried zu den Bildern aus dem Duisburger Wald:
"Das Thema Vergänglichkeit beschäftigt die ältere Generation meist mehr als die junge. Ich sehe mich in der Natur oft mit ihr konfrontiert und kann nicht einfach an ihr vorbeigehen. Sie hat viele Gesichter, schöne, traurige, nachdenkliche und auch hoffnungsvolle.
Diese Fotos inspirieren mich immer wieder über die Vergänglichkeit, das Werden und Vergehen nachzudenken."
Ja, Siegfried, das können wir, glaube ich, alle sehr gut nachempfinden. Besonders, wenn man am selben Tag, zur selben Uhrzeit, die gleichen Eindrücke sammeln durfte. siehe oben⬆️
Das sind solche Glücks-Mümpfelis, die uns staunen lassen und das Leben satt bereichern und abrunden.
Überigens, diese Zufälligkeiten sind hier im Blog gar nicht so selten. Es ist schon der zweite Fall innerhalb weniger Monate. Der Post >Winteranfang #1< vom Dezember 2023 ist auch schon so etwas Ähnliches. Passiert zwischen unseren Korrespondenten Friederike und Siegfried.
Lasst dem sinnlich frühlinglichem Erleben,
uns noch etwas Lyrik geben.
Der Frühling - Friedrich Hölderlin (1770-1843)
Die Sonne glänzt, es blühen die Gefilde,
die Tage kommen blütenreich und milde,
der Abend blüht hinzu, und helle Tage gehen
vom Himmel abwärts, wo die Tag´ entstehen.
Das Jahr erscheint mit seinen Zeiten
wie eine Pracht, wo sich Feste sich verbreiten.
Der Menschen Tätigkeit beginnt mit neuem Ziele.
So sind die Zeichen in der Welt, der Wunder viele.
(C) 2024 Bilder und Text by Siegfried und Werner