RingelDing #39 - 20.05.2024

heute morgen waren wir auf unserer kleinen Wanderung nicht allein. Nach den sporadischen Regengüssen von gestern, hatte sich der Waldweg mit allen himmlischen Wässern gewaschen.
Längs des Weges lagen frisch aufgespült, die herabgeschlagenen Zapfen der letzten Nadelbäume. Hin und wieder tropfte Wasser von dem neuen Blätterdach herab. Tipp: Eine Kappe oder Mütze beschützt die kunstvoll gelegte Feiertagsfrisur vor schlimmen Feuchteschäden. Nicht auszudenken.
Jedenfalls beim Schreiten und Atmen - EINATMEN - AUSATMEN - entdeckt man ganz feine Strukturen, die scheinbar sinnlos am Wege liegen. Leuchtend gelbe Blüten der Butterblumen in reicher Pracht in großer Wiese, bläuliches und weißliches in Menge und über allem das zarte Grün des Frühlings.
Das wir nicht allein waren, sagte ich ja schon. Außer uns waren jede Menge Gastropoden unterwegs. Teilweise hatte sie ihre Unterkünfte auf dem Buckel, teilweise rutschten sie völlig entblößt - also nackt! - durch die Gegend. Etwas unangenehm war auch, dass die Fortbewegungsrichtung der Brüder und Schwestern nicht in einer Richtung verlief. Die einen folgten dem Weg in unserer Richtung, die anderen wieder diagonal entgegengesetzt. Andere hatten die Richtung vom linken zum rechten Wegesrand und die nächsten wieder vom rechten zum linken Wegesrand gewählt. Nicht schön.
Dennoch - in Summe war es ein fröhlicher Spaziergang, der durch abschließenden Sonnenschein in lichten Baumkronen belohnt wurde.

Es gibt auch zu den Schnecken,
noch etwas Lyrik zu entdecken.

Schnecken - Wilhelm Busch (1832 - 1908)

Rötlich dämmert es im Westen,
Und der laute Tag verklingt,
Nur daß auf den höchsten Ästen
Lieblich noch die Drossel singt.

Jetzt in dichtbelaubten Hecken,
Wo es still verborgen blieb,
Rüstet sich das Volk der Schnecken
Für den nächtlichen Betrieb.

Tastend streckt sich ihr Gehörne.
Schwach nur ist das Augenlicht.
Dennoch schon aus weiter Ferne
Wittern sie ihr Leibgericht.

Schleimig, säumig, aber stete,
Immer auf dem nächsten Pfad,
Finden sie die Gartenbeete
Mit dem schönen Kopfsalat.

Hier vereint zu ernsten Dingen
Bis zum Morgensonnenschein,
Nagen sie geheim und dringen
Tief ins grüne Herz hinein.

Darum braucht die Köchin Jettchen
Dieses Kraut nie ohne Arg.
Sorgsam prüft sie jedes Blättchen,
Ob sich nichts darin verbarg.

Sie hat Furcht, den Zorn zu wecken
Ihres lieben gnäd’gen Herrn.
Kopfsalat vermischt mit Schnecken
Mag der alte Kerl nicht gern. 

(C) 2024 Bild und Text by Werner