Steinlaus #25 - 04.04.2024

nun, es ist wie es ist. Im April muss man wettertechnisch auf alles gefasst sein und rechtzeitig in die Stiefel steigen, um etwas an die Luft zu kommen und die Lungen zu lüften. So auch gestern und heute. Kaum war am Himmel und bei einer sehr dubiosen Wetteräpp erkennbar, dass es dem Regen langweilig werden könnte, sind wir gestern flugs ins Auto gesprungen und fix in den Wald gefahren. Was uns dort überrascht hat, haben wir für euch fotografisch eingefangen. Natürlich wieder mit dem 40mm Glas vor dem Sensor.

was man im Zeichen des Klimawandels und den damit in Verbindung stehenden Veränderungen immer wieder bei einem Waldspaziergang geboten bekommt, sind massenhaft viele Holzpolter aus Nadelholzstämmen. Meist sind diese von den sog. Harvestern, diesen Waldmaschinenmonstern für die Holzernte, schon entastet und entrindet. Aber auch findet man Polter mit Stämmen an denen noch Rinde und die Spuren des Borkenkäfers (Scolytinae) zu finden sind.

jedoch wurde ich stutzig und geriet ganz fürchterlich ins Grübeln, als ich direkt oder ziemlich in der Nähe des ersten Bildes ein zweites Bild, ähnliches Bild auf einem Sandsteinblock entdeckte.
Hatten wir bei unserem kleinen Spaziergang eine wissenschaftliche Entdeckung gemacht? Stimmte womöglich die Erzählung vom Borkenkäfer und seinem gar schröcklichen Treiben unter des Baumes Rinde gar gar nicht? Die Ähnlichkeit der Fraßlöcher im Holz und im Stein feuerten die Gedanken an. War die örtliche Nähe der beiden Befallsbilder  in Holz und Stein kein Zufall?
Wieder zuhause, griffen wir in die elektronische Bibliothek und fanden im Psychrembel einen wertvollen Hinweis. Eine weitere Nachforschung bei Wikipedia bestätigte den fürchterlichen Verdacht: Die Steinlaus (Petrophaga lorioti) war am Werk.
Und wir wussten jetzt auch warum die Rinde vom Baum nicht entfernt worden war. Petrophaga brauchte, um zu Überleben, neben den mineralischen Bestandteilen z.B. aus Buntsandsteinblöcken, auch die organischen Bestandteile aus zerfallenden organischen Materialien mit hohem lignin- und hemizellulose Anteil - eben aus Holz.

Wir dürfen gespannt sein, welche weiteren Entwicklungen uns beim nächsten Besuch erwarten. Möglicherweise haben sich aufgrund der Brüchigkeit und Sprödigkeit des Steinmaterials Risse und Spalten eingestellt. Eine erste Besiedelung mit niederen Moosen und Flechten war bereits festzustellen.

 

Die Moose und die Farnen,
mit etwas Lyrik wir umgarnen.

Müder Abend - Hermann Hesse

Abendwindes Lallen
Klagt erstickt im Laub,
Schwere Tropfen fallen
Einzeln in den Staub.

Aus den mürben Mauern
Moos und Farne quellen,
Alte Leute kauern
Schweigend auf den Schwellen.

Krumme Hände lasten
Still auf steifen Knien,
Geben sich dem Rasten
Und Verwelken hin.

Überm Friedhof flügeln
Krähen schwer und groß.
Auf den flachen Hügeln
Wuchert Farn und Moos.


(C) 2024 Bilder und Text by Werner