DGdeS #2 - Erste Anzeichen

Abendrot
Das erste Anzeichen

Nach der Befriedung der Sandkiste verlief der Nachmittag ziemlich unaufgeregt. Einige Berichte, Mails und Espresso konnten erledigt, beantwortet und getrunken werden. Dann war Feierabend.
Das Wetter an diesem "ereignisreichen" Tag war wie für einen Abendspaziergang gemacht. Also fix nach dem Abendbrot die festen Schuhe - die mit den langen Schnürsenkeln - angezogen, die Jacke übergeworfen und los in Richtung Wald.
Die Sonne war bereits untergegangen und es begann jahreszeitlich früh zu dunkeln. Im Westen leuchtete der Horizont dazu in einem herrlichen Rot. Auch der Wald war in dieses Rot getaucht und so hatte dieser Spaziergang zum Sonnenuntergang fast etwas Kitschiges. Dennoch - das Abendrot versprach einen weiteren warmen Tag.
Und noch etwas ließ die kommenden Ereignisse fast ahnen. Etwas passte nicht in diese Stimmung. Irgendetwas störte, ließ mich stutzig werden. Waren es die etwas ungewöhnlichen Wolken, die erst auffällig groß daher kamen, über dem Wald zerfaserten, aufdröselten, um dann im Nichts zu zerfließen? Sicher, das Abendrot entsteht durch unseren zivilisatorischen Dreck in der Luft, den man auch Partikelstaub nennt. Mischt man noch einen Schuss astronomische Refraktion sprich Lichtbeugung unter, dann haben wir ein Abendrot. Alles das passiert normalerweise ohne Geräusche. Diese Abendrot jedoch war mit einem merkwürdigen Zischen und Pfeifen hinterlegt und je näher ich an den Wald heran kam, desto gespreizter wurde die Tonbreite des Zischens und desto laut klingender wurde das Pfeifen. Letzteres steigerte sich zu einer schmerzhaften Tonhöhe und Lautstärke mit Frequenzen in den höchsten Bereichen.
Die Geräuschkulisse war so laut oder wurde so laut empfunden, dass ich nicht mehr weitergehen wollte. Allerdings ist Neugier ein starker Antrieb und diese war so groß, dass ich trotz der fiesen Töne weiter lief. Es waren nur noch etwa 500m bis zum Wald, als das Geräusch plötzlich und unvermittelt verstummte. Aus. Einfach abrupt Ende. Merkwürdig war zudem, dass auch das Rot am Himmel blasser wurde.
Jetzt war es ziemlich witzlos geworden weiter zu gehen, um dem Geräusch auf die Spur zu kommen. Außerdem fiel mir der noch offene Rotwein ein, der nicht umkommen sollte.

Das war das Ende des ersten Tages.

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