DGdeS #4.1 - Die Suche beginnt - Teil 1

Was hatte ich bis jetzt? Was können wir an Fakten vorweisen? Fragen, auf die Antworten zu suchen waren. Nun, wir kennen die Variationen beim Abendrot und die pfeifenden Geräusche und vielleicht noch die Lokalität. Für den Anfang wissen wir also erstmal herzlich wenig von dem womit man etwas anfangen könnte, um dem Phänomen auf die Spur zu kommen. 
Oder vielleicht doch schon etwas mehr? Dass das Rot des Abendhimmels auf Staubteilchen in der Luft zurückzuführen ist, wissen wir schon. Ergo, muss doch irgendetwas Staub in die Luft geblasen haben, damit es beim Sonnenuntergang am Himmel so intensiv rot werden konnte. Woher kann bei uns auf dem platten Land soviel Staub kommen? Das war eine Frage für den Wetterfrosch. Der sagte uns, dass am Tag des Treckerunfalls und auch in der darauffolgenden Woche keine Wetterlage vorlag, die uns Staub aus der Sahara beschert hätte. Im Ruhrgebiet und anderswo in Deutschland hatte es keinen Unfall an einer Hochofenanlage gegeben. Auch wurde keine Havarie eines Kraftwerks, vorzugsweise eines Kohlekraftwerks berichtet. Woher also der viele feine Staub fürs Rotlicht am Abend. Und dann waren ja da noch die pfeifenden Geräusche, die plötzlich abbrachen. Die Bandbreite der hörbaren Frequenzen war in den oberen, bei den hohen bis ganz hohen Frequenzen angesiedelt. Also, was konnte hier auf dem platten Land viel Staub erzeugen und gleichzeitig laut, sehr laut pfeifen? Sicher, unsere Bauern machen schon mal sehr viel Lärm und verbreiten viel Feinstaub in der Luft. Aber nicht im kalten Februar. Und schon gar nicht bei kaltem, feuchten Wetter. Und so laut pfeifen die nicht. Ausgeschlossen.
Man kommt bei sowas an Grenzen, die einen an der eignen Wahrnehmung zweifeln lassen. Das Rot war beweisbar über das Foto. Das Bild hatte ich also tatsächlich gesehen. Die Geräuschaufzeichnung fehlte. Da war ich nicht auf Zack gewesen. Eine kleine Recorderaufzeichnung mit dem Streichelphone wäre jetzt nützlich gewesen. Man hätte ja auch mal das Spektrum und andere physikalische Parameter analysieren können. Pech eben und blöd gelaufen. 
Dennoch war ich mir fast sicher, dass meine Ohren - so schlecht ich in manchen Situationen höre - sich nicht getäuscht hatten. Tinnitus ist anders. Es konnte ja sein, dass es in der Umgebung eine Geräuschquelle gab, an die ich noch nicht gedacht hatte. War es eine Idee, mal die Nachbarn zu fragen? Besser nicht. Abendrot mit Pfeifgeräusch und abruptem Ende, das kann man nicht erzählen, ohne an Reputation zu verlieren. Milde formuliert. Dennoch wohlan, die Neugier trieb mich voran.
Was macht der moderne Mensch, wenn er Fragen und keine Antworten hat: Er sucht Rat und Hilfe über das Internetz. Die freundliche, neugierige Informationsmaschine. Und - meine speziellen Fragen zu stellen irritierte allenfalls die Suchmaschinen. 
Die Suche nach "Abendrot, Pfeifen" erbrachte von Werbeanzeigen für Poolreiniger über Dampflok und pfeifende Raupen und mehr noch Poesie von Eichendorff und Tabakspfeifen als Ergebnis. Eine Änderung auf "Pfeifgeräusche" verbesserte die Ergebnisse in der Kategorie Lyrik zum Abendrot ganz erheblich. Eine weitere Änderung der Suchworte auf "Abendrot, Geräusche" erzeugte dann Angebote der mannigfaltigsten Art. Immerhin erfahre ich, dass ein Gewitterdonner mit einem Schalldruck von 120 dB gehandelt wird. So laut war das Pfeifen bestimmt. Und ein Meteor im Vorbeiflug? Kein Spaß, auch die können Pfeifgeräusche in der Atmosphäre erzeugen. Aber sicher nicht im Abstand von einer Woche. Oder gab es etwas übersinnliches, was nur ich wahrnehmen konnte? Immerhin hatte ich etwas gesehen und gleichzeitig etwas gehört. Konnte es sein, dass ein Zusammenhang zwischen Auge und Ohr bestand? Hatte mein Auge das Ohr getäuscht oder das Ohr das Auge? Letzteres war ja anhand des Fotos auszuschließen. Die Pixel ließen sich nicht täuschen. Sicher, man konnte immer noch einen "falschen" Weißabgleich einstellen und/oder die Gradationskurve ändern. Aber hier war keine Bildbearbeitung erfolgt. Klick - und im Kasten. Also konnte nur das Auge das Ohr beeinflusst haben. Eine Internetzsuche mit " Farbe, hören" brachte interessante Ergebnisse. Die waren so spannend und vielschichtig, dass ich über mehrere Tage mit einer intensiven Recherche beschäftigt war. Darüber aber mehr im nächsten Kapitel.

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