DGdeS #4.2 - Die Suche beginnt - Teil 2
Das hatte ich nicht erwartet, dass ein Treckerunfall in einem Sandkasten und ein abendliches Rot mich auf so spannende und fesselnde Wege führt. Alles, was ich bisher zu Farbe und Hören im Internetz recherchieren konnte, war faszinierend.
Farben entstehen durch elektromagnetische Wellen einer bestimmten Wellenlänge, die auf unsere Sehzellen im Auge treffen. Dort wird der Reiz aufgenommen, umgesetzt und per Nervenleitung dem Gehirn mitgeteilt. Einfach ausgedrückt. Welche Wellenlänge hatte mein Abendrot?
Die Grafik zeigt den Frequenzbereich des sichtbaren Lichts. Und mein Abendrot lag also im Bereich einer Wellenlänge von 650 bis 750 Nanometern. So gesehen mit langer Welle und geringer Energie im sichtbaren Bereich. Eine schlappe Welle mit solcher Wirkung! Immerhin wird Rot einiges zugeordnet: Leidenschaft, Liebe, Aufmerksamkeit, Energie, Mut, Kraft, aber auch Aggressivität, Dominanz, Rücksichtslosigkeit und Intoleranz. Ganz schön heftig, die Eigenschaften dieser kurzen, bunten Wellen.

Neben der Farbe hatte ich aber auch eine Geräuschwahrnehmung im hörbaren Bereich und wie gesagt im oberen Frequenzbereich wahrgenommen Irgendwo bei geschätzten sieben- bis zehntausend Schwingungen pro Sekunde (Hertz) mit einem ziemlich hohen Schalldruckpegel an der Schmerzgrenze.

War es möglich, dass die Farbe Rot einen Höreindruck erzeugt hatte? Konnte ich Töne sehen? Konnte ein rotes Farbspektrum hohe Töne im Kopf erzeugen? Meine Recherche brachte mich zum Staunen. Da ging sogar noch viel mehr!
Das Phänomen ist wissenschaftlich unter dem Begriff der Synästhesie oder auch Ideästhesie beschrieben. Es war also in der Tat möglich, dass ich die Farbe Rot gesehen und dazu ein Pfeifen gehört hatte. Zwei völlig verschiedene physikalische Eigenschaften, von denen die eine - die Farbe Rot - real vorhanden, die andere - der Pfeifton - vom Gehirn quasi dazu gemischt wurde. Wow! Da brauchte es erstmal ein Schlückchen guten Roten aus den spanischen Weinfässern.
Beim Nachdenken kamen natürlich die ersten Zweifel. Wieso hatte ich die ganzen Lebensjahre vorher noch nie so etwas bemerkt? Was hatte mich da getriggert? Sicher, einen guten Merks hatte ich immer. Auch Worte, wie jetzt beim Schreiben, hatte ich quasi immer schon vor dem "inneren Auge", sah also den Text oder sah die Worte beim zuhören. Insbesondere wenn es sich um Fremdworte und Namen handelte. Aber so von jetzt auf nachher zu einer Farbe, eigentlich besser zu einem Teilfarbspektrum, eine Tonwahrnehmung zu hören? Der Theorie nach sollten ja eher tiefe Töne der Farbe Rot zugeordnet sein. Ich hatte aber zweifelsfrei und wiederholt einen hohes Tongemisch wahrgenommen. Und das zweite Rot war schwächer als das erste Rot, aber die Geräusche oder Töne waren die gleichen in gleicher Stärke. Das passte ganz und gar nicht zusammen. Die Fakten stimmten nicht und trotzdem wahr ich mir nicht sicher. Eine medizinische Abklärung hätte ich sicher machen können, nur fehlte mir für diese Tour die Zeit. Und eine andere Idee, dem Phänomen auf die Spur zu kommen, war in mir gereift.
Es musste sich um ein ziemlich weiträumiges Phänomen handeln, denn bei der zweiten Runde war ich um einen Acker gelaufen, ohne ein Nachlassen der Geräuschintensität zu bemerken. Der Farbeindruck war von der Tageszeit abhängig. Dies galt es zu prüfen und ob ich wirklich synästhetisch auf Farbeindrücke mit Geräuschwahrnehmung reagierte.
Um mir einen Überblick zu verschaffen, setzte ich mich mal wieder an den Rechner und begab mich per Online-Kartendienst in die Lüfte.

Dies war also das Gebiet in dem ich meinen ersten Beobachtungsversuch starten wollte. Welche erstaunlichen Erkenntnisse mir diese Idee verschaffte, darüber wird im nächsten Kapitel zu berichten sein.
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