Willi´s - posted 2022

12.12.2022 - Die DHL-ZwitscherBox

Wer demnächst mit offenen Augen und Ohren durch die Lande läuft wird eine Neuerung in unserem Kommunikationszeitalter feststellen können.
Nach dem ersten Schnee in diesem Jahr durften wir das Pilotprojekt besuchen. Einen ausführlichen Bericht erhaltet ihr nach einem Klick auf das Titelbild.

Die DHL-ZwitscherBox

03.10.2022 - Der Wandwurm

Anfang August hatte ich euch von dem aufregenden Gelblippenmützler berichten können. Keine drei Wochen später ist mir ein weiterer seltsamer Untergrundbewohner untergekommen.

Es war, als ich gerufen wurde, eine altehrwürdige Villa zu inspizieren. Die Eigentümer hatten merkwürdige Geräusche in einer Wand wahrgenommen. Zu jeder Tages- und  Nachtzeit war ein lautes Kratzen und Schaben mit nachfolgendem Quietschen in einer kürzlich neu erstellten Wand hörbar geworden. Durch einen Handwerker ließen wir die Wand öffnen und schauten einem seltenem Exemplar der Eucestoda polyurethanis ins Auge (siehe Bild unten).

Der Wandwurm (Eucestoda polyurethanis) wird zu den Echten Wandwürmern gerechnet. Aufgrund seines Milieuanspruchs tritt er zumeist nach Anwendungen mit Bauschaumpräparaten als Einzelexemplar auf und vermehrt sich über zwittrige Befruchtung innerhalb des Applikationskanals der Sprühdüse. Bevorzugt werden 2-komponentige Substrate, da sie eine höhere Dauerstandsfestigkeit und Langlebigkeit am Standort garantieren. Auch sind mittlerweile durch industrielle Einflüsse UV-stabile Exemplare gesichtet worden, die mir allerdings in der Praxis eher selten begegnen, da die Anwendung der Schäume in aller Regel zur Lösung bautechnischer Denklücken dient und daher der Wandwurm immer eher im Verborgenen situiert ist.
Die Schadwirkung des parasitär lebenden Wandwurms liegt in der enormen Expansionskraft, die das Zellmaterial des Wurms in kleinste Spalten und Ritzen der Lokalität presst. Nicht selten wird ein so hoher Druck aufgebaut, dass es zu Verformungen und - wie im Bild - zu strukturellen Sprengungen der Stoffmatrix des umgebenden Mauerwerks kommt. Nach Abbau des Expansionspotenzials ist der Wandwurm relativ dimensionsstabil. Einmal ausgeformt überdauert er viele Jahre im Verborgenen. Manchmal finden sich - besonders bei älteren Exemplaren - kleine Brösel an Fugen und Lücken aus denen das versprödete Zellmaterial des Wandwurms ausgeblasen wird.

Das Exemplar im Bild ist jedoch noch in seiner Expansionsphase. Die beiden Silbersäckchen links unterhalb seines eigentlichen Bohrkörpers und der unmissverständliche Gesichtsausdruck am Bohrkopf, sind eindeutig als Hinweis auf eine weiter voranschreitende Ausdehnung dieses Wandwurms zu werten.
Die Bewohner der Villa konnte ich dahingehend beruhigen, als man jetzt sagen konnte was die Ursache für die merkwürdigen Wandgeräusche war und das diese Geräusche baldigst abgeschlossen sind und wieder Ruhe in der Wand herrschen würde.

3.10.2022 - The wall worm (klick to enlarge)
At the beginning of August I was able to tell you about the exciting yellow-lipped cap. Less than three weeks later, I came across another strange underground dweller. It was when I was called to inspect a venerable mansion. The owners had noticed strange noises in a wall. At all hours of the day and night, a loud scratching and scraping followed by squeaking had become audible in a recently rebuilt wall. We had a workman open the wall and came face to face with a rare specimen of Eucestoda polyurethanis (see picture obove).
The wall worm (Eucestoda polyurethanis) belongs to the true wall worms. Due to its environmental requirements, it usually appears as a single specimen after applications with construction foam preparations and reproduces via hermaphroditic fertilisation within the application channel of the spray nozzle. Preference is given to 2-component substrates, as they guarantee a higher fatigue strength and longevity at the site. In the meantime, UV-stable specimens have also been spotted due to industrial influences, but I rarely encounter them in practice, as the application of the foams usually serves to solve constructional gaps in thinking and is therefore always rather hidden.
The damaging effect of the parasitic wall worm lies in the enormous expansion force that presses the worm material into the smallest cracks and crevices of the location. Not infrequently, such high pressure is built up that deformations and - as in the picture - structural explosions of the material matrix occur. After the expansion potential has been reduced, the wall worm is dimensionally stable. Once formed, it survives in hiding for many years. Sometimes - especially in older specimens - small crumbs are found at joints and gaps from which the brittle material of the wallworm is blown out.

The specimen in the picture, however, is still in its expansion phase. The two silver bags on the left and the unmistakable facial expression can clearly be interpreted as an indication that this wallworm is continuing to expand. I was able to reassure the residents in that they could now say what the cause of the strange wall noises was and that these noises would soon be finished and peace would reign in the wall again.
04.08.2022 - Der Gelblippenmützler

Auf meinen Streifzügen durch Felder und Wiesen begegnen mir immer wieder gar ganz wundersame Dinge, die uns Menschen über die erstaunliche Vielfalt der Natur nur wundern lassen.
So etwas ist mir neulich wieder passiert.
Es sollte eigentlich nur eine kleine Runde werden, um die neuen Wanderschuhe einzulaufen. Draus geworden ist eine große Runde mit einem ganz seltenen Fund.

In einem alten Garten und unweit unseres Hauses standen, neben mehreren herrlich verwilderten Kirschbäumen, mehrere Baumstümpfe, die ob ihrer obskuren Formen und Auswüchse meine Aufmerksamkeit erregten.
Daher näherte ich mich den Objekten ganz vorsichtig. Es konnte ja sein, dass bisher nicht bekannte Wesen hier ihr Zuhause hatten und auf jeden Eindringling erschreckt reagierten. Man kann ja nie wissen, welche wilden Wesen sich wieder in Germany heimisch fühlen. Es soll ja auch schon Problembären gegeben haben.

In diesem Fall hatte ich ein ganz großes und extrem seltenes Glück. Ich war in eine frische Versammlung von Gelblippenmützlern geraten.
Diese Spezies kommen meist in abgelegenen, halbschattigen Lagen mit alten Baumbestand vor. Sie sind in aller Regel sehr standorttreu und werden oft mit dem sehr ähnlich aussehenden Gemeinen Schwefelporling (Laetiporus sulphureus) verwechselt. 
Gelblippenmützler (Laetiporus flavus petasum) sind relativ gesellige Wesen und treten, wenn man sie in Ruhe lässt, ziemlich geballt an alten Laubbäumen oder Obstbäumen auf. Ihre Geselligkeit führt leider auch zu einer Reduktion der Holzmasse durch Braunfäule, die ihnen, neben Insekten, die notwendige Nahrung liefert. Obwohl sie Ihrem Aussehen nach eine Sprachfähigkeit vermitteln, bleiben die Mützler auch bei intensivster Ansprache stumm.
Die trompetenförmige Maulöffnung dient ihnen ausschließlich zur Nahrungsaufnahme. Die gelbe Färbung der Lippentrompete dient dabei als Locksignal für FlugiInsekten. Vorbeifliegende Insekten werden durch einen plötzlichen Saugstoß ins Innere der Maultrompete gezogen. Dort treffen sie auf eine mit Lektinen beladene Schleimhaut. Durch die Toxizität der Lektine wiederum, werden die Insekten abgetötet und durch Sekret über die Schleimhaut der Verdauung der Gelblippenmützler zugeführt. Ihr starrer Blick wirkt auf den Betrachter oft geistesabwesend und eher nach innen gerichtet. Jedoch verbergen sich in den tiefliegenden Höhlen hochsensible Tastorgane, die anfliegende Insekten zielgenau lokalisieren und den tödlichen Saugstoß aktivieren. Positiv lässt sich vermerken, dass Stechinsekten in ihrer Umgebung wenig bis gar nicht anzutreffen sein sollen. So wundert es nicht, wenn ein gut ausgebildeter Gelblippenmützler, je nach Wetterlage und Nahrungsangebot, zwischen zwei und drei Pfund (!) Insekten pro Tag einsaugt.
Wir unterscheiden bei den Spezies der Gelblippenmützler zwischen dem Einäugigen und dem Zweiäugigen Gelblippenmützler. Der Grund für diese Unterschiedlichkeit liegt in den Standortbedingungen und insbesondere in den strömungstechnischen Umgebungsbedingungen. So werden wir in der direkten Anströmung aus der Hauptwindrichtung Südwest eher einen Zweiäugigen Mützler als einen Einäugigen Mützler antreffen. 
Gut gewachsene Mützler sollen, in der Pfanne in brauner Butter gebraten, sehr wohlschmeckend sein. Jedoch habe ich vorsichtshalber auf eine Ernte verzichtet und mir als Erinnerung lieber die beiden wunderbaren Portraitaufnahmen gesichert.

{Ein kleiner Klick auf das Bild vergrößert die Aufnahme}

04.08.2022 - The yellow-lipped caper (klick to enlarge)

On my rambles through fields and meadows, I often come across quite wondrous things that make us humans marvel at the amazing diversity of nature.
Something like this happened to me again the other day.
It was supposed to be just a short walk to break in my new walking shoes. It turned out to be a big round with a very rare find.

In an old garden and not far from our house, next to several wonderfully overgrown cherry trees, there were several tree stumps that attracted my attention because of their obscure shapes and outgrowths.
So I approached the objects very carefully. It could be that previously unknown creatures had their home here and reacted with fright to any intruder. You never know which wild creatures will feel at home in Germany again. There have been problem bears in the past.

In this case, I was very lucky and extremely rare. I had stumbled into a fresh gathering of yellow-lipped caper.
These species are usually found in remote, semi-shady locations with old trees. They are usually very site-faithful and are often confused with the very similar-looking common sulphur porling (Laetiporus sulphureus). 
Yellow-lipped capers (Laetiporus flavus petasum) are relatively gregarious creatures and, if left alone, occur quite clustered on old deciduous trees or fruit trees. Their gregariousness unfortunately also leads to a reduction of the wood mass due to brown rot, which, along with insects, provides them with the necessary food. Although their appearance suggests that they are capable of speech, the cap remain mute even when approached intensively.
The trumpet-shaped mouth opening serves them exclusively for food intake. The yellow colouring of the lip trumpet serves as a luring signal for flying insects. Insects flying by are drawn into the mouth trumpet by a sudden suction thrust. There they encounter a mucous membrane loaded with lectins. The toxicity of the lectins in turn kills the insects, which are then fed by secretion through the mucous membrane to the digestive system of the yellow-lipped caper. Their fixed gaze often appears absent-minded and rather inward-looking to the observer. However, highly sensitive tactile organs are hidden in the deep-lying cavities, which precisely locate approaching insects and activate the deadly sucking blow. On a positive note, stinging insects are said to be few and far between in their environment. So it is not surprising that a well-trained yellow-lipped caper sucks in between two and three pounds (!) of insects per day, depending on weather conditions and food supply.
We distinguish between the one-eyed and the two-eyed yellow-lipped caper species. The reason for this difference lies in the site conditions and especially in the flow-related environmental conditions. Thus, in the direct inflow from the main wind direction southwest, we are more likely to encounter a Two-eyed Caper than a One-eyed Caper. 
Well-grown Capers are said to be very tasty when pan-fried. However, I took the precaution of not harvesting them, preferring to save these two wonderful portrait shots as a souvenir.

{A small click on the picture above enlarges it}

29.06.2022 - Die Große Schraubenlibelle

Im Zeichen des Klimawandels wird immer wieder vom Artensterben als einer Folge dessen berichtet. Dementsprechend und jahreszeitlich bedingt hörten wir im Frühjahr, dass gerade bei den Insekten die Defizite zunehmen.

Jetzt ist es Ingenieur:innen der TU Clausthal-Zellerfeld aus den Studiengängen

  • Elektrotechnik und Informationstechnik
  • Energie und Materialphysik
  • Energiesystemtechnik
  • Informatik
  • Intelligent Manufacturing
  • Materialwissenschaft und Werkstofftechnik

sowie Forscher:innen der Universitäten Göttingen und Kassel der

  • Fakultät für Agrarwissenschaften
  • Fakultät für Biologie und Psychologie
  • Fakultät für Chemie
  • Fakultät für Forstwissenschaften und Waldökologie
  • Fakultät für Geowissenschaften und Geographie
  • Fakultät für Mathematik und Informatik
  • Fakultät für Physik

gelungen, die ersten Prototypen der Großen Schraubenlibelle (Spaxane austenitensis) zu präsentieren.

Die große Schraubenlibelle zeichnet sich durch absolute Beständigkeit gegen die handelsüblichen Insektengifte aus. Selbst nach Aufnahme von chemisch belasteter Nahrung zeigt die Spaxane keine Mortalität. Ihre Lebensdauer wird von dem Entwicklerteam mit ca. 1.500 Jahren ohne Garantie angegeben.
Ein weiterer Vorteil liegt in der permanenten Materialreserve und der industriellen, labortechnischen Anfertigung der Spezies. Dadurch sind Anpassungen an das jeweilige Habitat und die dort vorliegenden klimatischen Bedingungen in kürzester Zeit möglich. Nach den Nachteilen gefragt, wurde mir von der Entwicklungsleitung mitgeteilt, dass nach dem Aussetzen immer mit einem erheblichen Schwund durch Sammler gerechnet werden muss. So verbleiben nur ca. 10% der ursprünglichen Tiere in dem Milieu. Die übrigen Tiere finden sich in Gärten und Parks wieder, wo sie als Schmuckinsekten gehalten werden. 

06.06.2022 - Die WaldTorEule

Am vergangenen Sonntag war seit Langem endlich mal wieder Gelegenheit, sich die Füße im Wald zu vertreten. Es wurde Zeit, nach einer Woche voller Bürotermine, wieder mit der Natur in Fühlung zu treten.
Zwischenzeitlich hatten wir in der Redaktion das Gefühl, dass Socken und Samba-Latschen die natürliche Fußbekleidung darstellen. So war es dementsprechend schwer, in die festen Schuhe zu steigen. Aber, wo ein Wille ist, da findet sich auch eine Einstiegshilfe. 
Als Ziel unseres ersten Schnupperspaziergangs hatten wir uns einen kleinen Rundgang durch die heimischen Wälder in der Nähe ausgesucht.
Am Waldrand konnten wir, bei morgendlichem Licht, eines der mittlerweile sehr häufig vorkommenden Exemplare der WaldTorEule antreffen. 

Die WaldTorEule (Asio picea abies) wird der Familie der Eigentlichen Eulen (Strigidae), der größeren der beiden Eulenfamilien innerhalb der wissenschaftlichen Systematik, zugerechnet. Sie ist, wie ihre kleinere Schwester, die WaldOhrEule (Asio otus), eine der häufigsten Eulen in Mitteleuropa. Die Namensgebung geht auf den Auffindungsort verbunden mit dem typischen Erscheinungsbild der Art zurück.
Ausgewachsene Exemplare der WaldTorEule können eine Länge bis 20m erreichen. Die Besonderheit dieser Spezies liegt in ihrer besonderen Wuchsform begründet, die sich in der Körperbreite als in der Körperhöhe resp. -länge darstellt. Die Körperlänge, die eigentlich als Dicke bezeichnet werden sollte, beträgt gegenüber der Körperbreite nur ca. 40 bis 50cm.
Aufgrund dieser, für Eulen, untypischen Wuchsform und der absoluten Flugunfähigkeit, finden wie die Spezies häufig an Weges- und/oder Waldrändern, z.T. einzeln oder in Gruppen am Boden liegend. Dort lagern sie auf Beute lauernd, unauffällig beobachtend und absolut geräuschlos. Die WaldTorEulen sind tags- und nachtaktiv. Wenngleich zwischen den Augenpaaren eine Art Schnabel angedeutet ist, so dient dies nur der Mimikry, um Sägetiere abzuwehren.
Ihre Hauptnahrung besteht aus Pilzen und Käfern, die im äußeren Mantel der Spezies siedeln. Dieser Mantel stellt in jüngster Zeit vermehrt eine besondere Problemlage im Hinblick auf die Vermehrung und Verbreitung des Borkenkäfers dar. Die Fortpflanzung und Vermehrung findet über die stehenden Sprößlinge aus Samen statt. In Gruppen angeordnet, nehmen wir gerne die Sprößlinge der WaldTorEulen als Wald wahr.