Der NiederElch

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ihr kennt ja Willi! Und unser Korrespondent für die besonderen Fälle des Lebens hat jetzt auf seiner neuesten Reportage-Tour mit Robert sein Pendant gefunden und eine neue Bekanntschaft geschlossen. Klar, dass jetzt die Kaffee- und Teevorräte in der Redaktion mit einer quadrierten Geschwindigkeit verschwinden, die eher exponentiell einzustufen sein wird, wenn auch noch Hermann, der dann Dritte im Bunde, mal wieder vorbeischaut.

Jedenfalls rückten die Beiden jetzt mit einer neuen Entdeckung an, die die Zoologen dieser Welt überraschen und in Staunen versetzen wird. Einige Lehrbücher werden wohl neu geschrieben werden müssen.

Nachdem Willi und Robert die Besprechungskeksdose geleert und sogar die restlichen Krümel vom Dosenboden sorgfältig mit angelecktem Zeigefinger aufgetupft hatten, rückten sie endlich mit ihrer Geschichte heraus.

"Nun", so begann Robert den Bericht und wischte sich dabei den aller letzten Kekskrümel aus dem Mundwinkel, "im Bild oben haben wir euch eine typische Umgebung der niederbewaldeten Dünenlandschaft mitgebracht, in welcher wir ein extrem seltenes Exemplar des NiederElchs beobachten und aufnehmen durften."

"Ihr müsst euch vorstellen, dass wir es hier mit einem sehr, sehr scheuen Tier zu tun haben", ergänzte Willi.

"Moment", fragte ich, "Ihr wart in den Niederlanden, oder? Wie kommt da ein Elch hin?"

"Sehr richtig, und dies ist ja für uns auch die Sensation gewesen", fuhr Robert fort. "Das nächste Bild zeigt, wie wir den NiederElch bei der Nahrungssuche aufgestöbert haben."

"Von Weitem haben wir ihn erst für einen Hund oder sowas gehalten. Aber beim Näherkommen hat er wohl unsere Witterung aufgenommen und kam dann auf uns zu gelaufen", erzählte Robert. "Wir waren nicht schlecht überrascht als wir erkannten, dass es sich hier um einen echten Elch im Miniformat handelt."
"Ihr hättet Robert sehen sollen", grinste Willi, "der war ganz nervös und hat mit feuchten Händen seine Kamera hoch genommen als der NiederElch vor ihm stand und ihn angeschaut hat. Das Tierchen war so neugierig und hat dauernd an der Kamera geschnuppert, so dass Robert vor lauter Aufregung zu früh auf den Auslöser gedrückt hat und das Porträt etwas unscharf geraten ist."

"Wir haben uns nach der Begegnung auf den Weg zum nächsten Boswachter, so heißen die Förster in den Niederlanden, gemacht und ihm von unserem Fund berichtet", erzählte Robert weiter. "Nach dem er das Foto gesehen hatte, erklärte er uns, dass wir sehr großes Glück gehabt hätten und die Begegnung auch anders hätte ausgehen können. Der NiederElch (alces hollandensis) ist vor einigen Jahren, ursprünglich aus Schweden kommend, aus den Dünen Dänemarks über Friesland nach den Niederlanden eingewandert und dort heimisch geworden. Derzeit zählt man dort ca. 55 weibliche und 15 männliche Tiere. Im Gegensatz zu seinen schwedischen Verwandten (alces alces) ist der NiederElch deutlich kleiner, ohne Geweih und ein Fleischfresser. Allerdings kann er ziemlich ruppig werden, wenn ihm Gefahr droht oder er in die Enge getrieben wird. Da er oft von Touristen mit dem Berner Sennhund verwechselt wird, ist es schon zu gefährlichen Situationen gekommen, weil er sich durch die zu schnelle Annäherung des Menschen in die Enge getrieben fühlte und auf Abwehr gegangen ist. Pech haben Touristen auch, wenn sie als Proviant sogenannte Minisalamis oder Wiener Würstchen mit führen. Dann kennt der NiederElch als Fleischfresser keine Gnade."
"Insofern war es gut, dass Robert noch fünfeinhalb Hundekräcker im Rucksack hatte und wir dem NiederElch nach Zahlung des Tributs entkommen konnten und unseren Proviant gerettet haben", sagte Willi feierlich zum Abschluss.  

Es ist immer wieder erstaunlich, welche Entdeckungen Willi, Robert und Hermann machen. Unser einem passieren solche Sachen eigentlich nie: Ein NiederElch in den NiederLanden. Kaum zu glauben....

(C) 2025 Bild by Robert und Text by Werner