Hinterhofmelancholie #1
by wernerpublished on
es begab sich zu der Zeit...als wir in der Bundeshauptstadt zu Fuß unterwegs waren. Zugegebenermaßen sehr profan, aber der Satzanfang ist mir in den Sinn gekommen, als ich das Bild für den heutigen Post ausgewählt habe, der seine Entstehung den ruhigen, sinnenden Stunden zu Weihnachten verdankt.
das Bild strahlt eine so typische Melancholie aus, wie sie vielen Ansichten von Hinterhöfen gemein ist. Diese Ausstrahlung hat mich im Vorbeigehen erwischt und sofort hatte ich eine Bildidee, die hier in der Gesamtansicht dargestellt ist. Weitere Bildauszüge sollen als eigenständige Details folgen.
Eine Erkenntnis, die bei der Bildbearbeitung aufkam, ist, dass es die Differenz ist, welche die eigentliche Triebkraft des Lebens und der Bewegung auf diesem Planeten bildet.
Betrachten wir unsere klassischen fünf Sinne wie Riechen, Schmecken, Sehen, Hören und Tasten, und nehmen vielleicht noch die drei weiteren mit Temperaturempfinden, Bewegungskoordination und den Gleichgewichtssinn hinzu, dann haben wir den Werkzeugkasten für die Wahrnehmung und Umsetzung von Differenzen zur Hand. Über die Reizung der Sinne erfolgt eine körperliche Reaktion, die im vorliegenden Fall unter anderem zur Aufnahme des Bildes geführt hat. Gleichzeitig ist aber auch ein emotionaler Reiz entstanden, der zum einen eine Stimmung und zum anderen als mentaler Reiz eine Idee für diesen Blogbeitrag - siehe Überschrift - erzeugt hat.
Interessanterweise wurden die Ergebnisse sowohl digital als Bild und als auch mental als Erinnerung gespeichert. Daraus ergibt sich, dass Reize von uns ständig analog aufgenommen und verarbeitet werden. Neben singulären Differenzen, die eher selten auftreten, sind wir laufend multiplen Differenzen und damit Reizen ausgesetzt. Das bedeutet, es geht im Leben eher weniger um ein Entweder-Oder, sondern vielmehr ständig um ein Und. Zurückkommend auf unsere Sinne bedeutet dies, dass wir 24 Stunden mit der Verarbeitung von Differenzen beschäftigt sind. Dabei versteht es sich, dass Fehler auftreten können, die nicht immer Freude bereiten. Insoweit verläuft das Leben wegen der immer vorhandenen Differenzen nicht digital, sondern eben mehr so analog. Ein Ereignis zu jeder Zeit.
Die Differenz, so klein sie ist,
bleibt Differenz, das kleine Biest.
Unterschied - Eugen Roth (1895 - 1976)
Bekanntlich kommt das Kind im Weib
Durch das Gebären aus dem Leib.
Da aber sich das Kind im Mann
Nicht solcherart entfernen kann,
Ist es begreiflich, daß es bleibt
Und ewig in ihm lebt und leibt.
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