Nur für Gäste
by wernerpublished on
h eute wollte ich nicht schon wieder einen Ladeneingang posten, obwohl ich schon gekönnt hätte wollen.
Aber es ist, wie es ist. Es gibt soviel Schönes in diesem Land der Schilder und Regeln zu entdecken.
herrlich leuchteten die weißgetünchten Ziegel der Fassade im rötlichen Abendlicht. Das Streiflicht der tiefstehenden Sonne tat ein übriges.
Gefangen wurde der Blick durch das Schattenspiel der Lichterketten auf dem regelmäßigen Mauerwerk. Der Blick glitt abwärts zu den drei Kübeln - eigentlich waren es vier, aber aus bildgestalterischen Gründen musste ich das vierte Kübelbäumchen dem Bildschnitt opfern - die drei Kübelkiefern also, standen an der Grenze zum Gehweg.
Ganz herzig wurde der harmonische Bildeindruck durch ein montiertes Hinweisschild "Haltebereich - Nur für Gäste" aufgelockert. Und ab da setzte automatisch die Denkmaschine ein. HTF soll hier der "Werte Gast" sein Gefährt abstellen können. Durch Umpflanzung? Durch Gewichtheberübungen mit Pflanzkübeln? Uijuijui. Und dann noch die kleine Drohung, dass man auch noch abgeschleppt werden könnte, aus diesem Privaten Haltebereich. Uijuijui. Des werd deier, wie die Bayern sagen.
Oder liegen wir falsch und es handelt es sich bei den Kiefernkübeln um Ausstellungsstücke und/oder Verkaufsartikel des Hauses? Ein Rätsel des Alltags.
Es ist, wie es ist. Das Schild tut seine Wirkung: Da das Rätsel auf die Schnelle nicht aufzulösen ist, bleibt der Platz am Haus frei - immer. Geschickt gelöst!
„Die Kübel-Konjunktion“ – Eine alltägliches Ereignis mit Tiefgang
Die Sonne sank langsam hinter die Dächer der Straßenlandschaft und färbte Straße und Häuser in ein Orangerot, das sich wie eine sentimentale Erinnerung des sonnigen Tages auf die weißgetünchte Fassade legte. Dort stand sie – die Wand mit Persönlichkeit. Drei Pflanzkübel postierten sich in militärischer Paradeformation an der Grenzlinie zwischen Eigentum und öffentlichem Durchgangsrecht. Drei? Ja. Der vierte hatte gegen den Bildschnitt des Redakteurs nie eine Chance.
Ein Schild, schlicht und dominant zugleich, war an der Fassade montiert: „Haltebereich – Nur für Gäste.“ Doch das Parken erwies sich als intellektuelle Herausforderung. Die Kübel waren nicht nur Hindernisse, sondern fast schon philosophische Instanzen.
Ein Mann mit Strohhut – nennen wir ihn Herrn Franz Dahlke – fuhr vorsichtig an das Areal heran. Er war geladen, im doppelten Sinne: zum Abendessen und mit Fragen. „Soll ich... die Kiefern wegschieben?“ dachte er laut. Eine ältere Dame mit einem Mops im Retro-Kinderwagen kam vorbei und murmelte: „Die stehen schon seit 2003 da.“
Herr Dahlke stieg aus undstudierte die Szenerie. Die Lichterkette war inzwischen erleuchtet und malte scheue Schatten auf die Hauswand. „Kunstinstallation? Verkehrssabotage? Testgelände für Urbanes Verhalten?“ Er war verwirrt und fasziniert zugleich.
Er parkte zehn Häuser weiter. Kam zu Fuß, leicht zerzaust und etwas verschwitzt.
Drinnen beim Aperitif fragte ihn seine Gastgeberin: „Na, den Haltebereich gefunden?“ „Nein,“ sagte Herr Dahlke, „aber ich habe ein Gedicht über Kübel geschrieben.“ Sie lächelte. „Dann hat das Schild doch seinen Zweck erfüllt.“
Ende der Geschichte
Es war da neulich unsere Hilda,
die wollte parken unterm Schild da.
Drei Bäumchen standen ihr im Wege,
da nahm sie kurzerhand die Säge.
Der Wirt, der fluchte wie ein Wilda.
Einkehr - Ludwig Uhland (1787- 1862)
Bei einem Wirte wundermild,
Da war ich jüngst zu Gaste;
Ein goldner Apfel war sein Schild
An einem langen Aste.
Es war der gute Apfelbaum,
Bei dem ich eingekehret;
Mit süßer Kost und frischem Schaum
Hat er mich wohl genähret.
Es kamen in sein grünes Haus
Viel leichtbeschwingte Gäste;
Sie sprangen frei und hielten Schmaus
Und sangen auf das beste.
Ich fand ein Bett zu süßer Ruh
Auf weichen, grünen Matten;
Der Wirt, er deckte selbst mich zu
Mit seinem kühlen Schatten.
Nun fragt ich nach der Schuldigkeit,
Da schüttelt er den Wipfel.
Gesegnet sei er allezeit
Von der Wurzel bis zum Gipfel.
(C) 2025 Bilder und Text by Werner