Treppen

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nach DIN 18065 ist eine Treppe ein fest mit dem Bauwerk verbundenes, unbewegbares Bauteil, bestehend aus mindestens einem Treppenlauf zum Überwinden von Höhenunterschieden zwischen mindestens zwei unterschiedlichen Ebenen durchstufenweises Steigen.
Wirklich, noch schöner und knapper kann man dieses Bauteil und seine Funktion nicht beschreiben.

wer eine Treppe betritt, möchte etwas erreichen. Ganz profan kann dies der Weg sein, um vom Erdgeschoss ins Obergeschoss zu gelangen und umgekehrt. 
Aber Treppen besitzen auch eine starke Symbolik. Wer kennt nicht die Show-Treppe, wenn Stars diese hinab steigen, um ihre Künste dem tiefer sitzenden Publikum zu präsentieren und sich dafür mit Applaus belohnen lassen. 
Nicht ohne Grund sind Chefetagen immer in den oberen Stockwerken angesiedelt. Daraus folgt: Wer Karriere machen möchte, der muss die Stufen des Erfolgs erklimmen. 
Diese zwei Beispiele veranschaulichen, wie durch bauliche Einrichtungen (siehe oben) nicht nur topologisch Unterschiede, sondern auch emotionale und Machtverhältnisse abgebildet werden können.
Und manchmal kommt zum Treppenlauf noch ein Handlauf dazu, wenn das Besteigen einer Treppe mühsamer wird.
Und dann haben wir noch den Treppenwitz, den Friedrich Nietzsche in seinem Band II, Menschen, Allzumenschliches ( http://www.nietzschesource.org/#eKGWB/MA-II ) als Treppen-Glück bezeichnet: "- Wie der Witz mancher Menschen nicht mit der Gelegenheit gleichen Schritt hält, so dass die Gelegenheit schon durch die Türe hindurch ist, während der Witz noch auf der Treppe steht: so giebt es bei Andern eine Art von Treppen-Glück, welches zu langsam läuft, um der schnellfüssigen Zeit immer zur Seite zu sein: das Beste, was sie von einem Erlebniss, einer ganzen Lebensstrecke zu geniessen bekommen, fällt ihnen erst lange Zeit hinterher zu, oft nur als ein schwacher gewürzter Duft, welcher Sehnsucht erweckt und Trauer, — als ob es möglich gewesen wäre, irgendwann in diesem Element sich recht satt zu trinken." [Zitatende]

Tag ein, Tag aus
Treppauf, Treppab
so geht´s im Leben stets im Trab.

Der Zauberlehrling - Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832)

Hat der alte Hexenmeister
Sich doch einmal wegbegeben!
Und nun sollen seine Geister
Auch nach meinem Willen leben.
Seine Wort´ und Werke
Merkt ich und den Brauch,
Und mit Geistesstärke
Tu ich Wunder auch.

Walle! walle
Manche Strecke,
Daß, zum Zwecke,
Wasser fließe
Und mit reichem, vollem Schwalle
Zu dem Bade sich ergieße.

Und nun komm, du alter Besen!
Nimm die schlechten Lumpenhüllen;
Bist schon lange Knecht gewesen:
Nun erfülle meinen Willen!
Auf zwei Beinen stehe,
Oben sei ein Kopf,
Eile nun und gehe
Mit dem Wassertopf!

Walle! walle
Manche Strecke,
Daß, zum Zwecke,
Wasser fließe
Und mit reichem, vollem Schwalle
Zu dem Bade sich ergieße.

Seht, er läuft zum Ufer nieder,
Wahrlich! ist schon an dem Flusse,
Und mit Blitzesschnelle wieder
Ist er hier mit raschem Gusse.
Schon zum zweiten Male!
Wie das Becken schwillt!
Wie sich jede Schale
Voll mit Wasser füllt!

Stehe! stehe!
Denn wir haben
Deiner Gaben
Vollgemessen! -
Ach, ich merk es! Wehe! wehe!
Hab ich doch das Wort vergessen!

Ach, das Wort, worauf am Ende
Er das wird, was er gewesen.
Ach, er läuft und bringt behende!
Wärst du doch der alte Besen!
Immer neue Güsse
Bringt er schnell herein,
Ach! und hundert Flüsse
Stürzen auf mich ein.

Nein, nicht länger
Kann ichs lassen;
Will ihn fassen.
Das ist Tücke!
Ach! nun wird mir immer bänger!
Welche Miene! welche Blicke!

O, du Ausgeburt der Hölle!
Soll das ganze Haus ersaufen?
Seh ich über jede Schwelle
Doch schon Wasserströme laufen.
Ein verruchter Besen,
Der nicht hören will!
Stock, der du gewesen,
Steh doch wieder still!

Willst am Ende
Gar nicht lassen?
Will dich fassen,
Will dich halten
Und das alte Holz behende
Mit dem scharfen Beile spalten.

Seht, da kommt er schleppend wieder!
Wie ich mich nur auf dich werfe,
Gleich, o Kobold, liegst du nieder;
Krachend trifft die glatte Schärfe.
Wahrlich! brav getroffen!
Seht, er ist entzwei!
Und nun kann ich hoffen,
Und ich atme frei!

Wehe! wehe!
Beide Teile
Stehn in Eile
Schon als Knechte
Völlig fertig in die Höhe!
Helft mir, ach! ihr hohen Mächte!

Und sie laufen! Naß und nässer.
Wirds im Saal und auf den Stufen.
Welch entsetzliches Gewässer!
Herr und Meister! hör mich rufen! -
Ach, da kommt der Meister!
Herr, die Not ist groß!
Die ich rief, die Geister
Werd ich nun nicht los.

„In die Ecke,
Besen! Besen!
Seids gewesen.
Denn als Geister
Ruft euch nur, zu seinem Zwecke,
Erst hervor der alte Meister.“

(C) 2024 Bilder und Text by Werner