BodenNebel

by
published on

es ist erstaunlich zu welchen Ergebnissen man bei der Bildbearbeitung mit wenigen Klicks kommen kann. Hierunter verstehe ich jetzt nicht die technischen Veränderungen in den Bilddaten, um bspw. mehr Schärfe oder Kontrast zu erzielen. Vielmehr geht es mir heute um die "Hirnrindenreizung", die man durch ein wenig Bildmanipulation erzeugen kann.

als das Bild auf dem elektronischen Lichttisch lag, kam mir das Originalbild etwas öde und leer vor. Jedoch lag in der Aufnahme ein gewisser Reiz, der mich veranlasste ein wenig mit den Reglern des Bearbeitungsprogramms zu spielen. 
Und siehe - plötzlich hatte ich ein Oben und ein Unten, dass so fern der Realität war, dass das ursprüngliche Bild kaum zu erkennen war.
Plötzlich lag eine Art diffuser Bodennebel auf einer spiegelglatten Oberfläche, der sich in surrealer Landschaft in die Unendlichkeit schob. Darüber lag ein Deckel mit einer Art gelochter Textur. Völlig abgehoben und realitätsfremd. Und - je länger ich das Ergebnis betrachtete, desto mehr phantastische Geschichten und mystische Gedanken stiegen aus dem Bodennebel auf, schwebten in die Weite, waberten unter die Decke und sanken wieder auf den glatten Spiegel.

Hier verbirgt sich das Originalbild

Wo nichts mehr ist so wir es kennen,
lässt Raum und Zeit sich nicht mehr trennen.

Wo sich berühren Raum und Zeit - Mascha Kaléko (1907 - 1975)

Wo sich berühren Raum und Zeit,
Am Kreuzpunkt der Unendlichkeit,
Ein Pünktchen im Vorüberschweben –
Das ist der Stern, auf dem wir leben.

Wo kam das her, wohin wird es wohl gehn?
Was hier verlischt, wo mag das auferstehn?
 – Ein Mann, ein Fels, ein Käfer, eine Lilie
Sind Kinder einer einzigen Familie.

Das All ist eins. Was „gestern“ heißt und „morgen“,
Ist nur das Heute, unserm Blick verborgen.
Ein Korn im Stundenglase der Äonen
Ist diese Gegenwart, die wir bewohnen.

Dein Weltbild, Zwerg, wie du auch sinnst,
Bleibt ein Phantom, ein Hirngespinst.
Dein Ich – das Glas, darin sich Schatten spiegeln,
Das „Ding an sich“ – ein Buch mit sieben Siegeln.

Wo sich berühren Raum und Zeit,
Am Kreuzpunkt der Unendlichkeit –
Wie Windeswehen in gemalten Bäumen
Umrauscht uns diese Welt, die wir nur träumen.

(C) 2024 Bilder und Text by Werner