KISMET
by wernerpublished on
weil Willi momentan mit einer veritablen Bronchitis darnieder liegt, ist Robert für die folgende Reportage freundlicherweise eingesprungen und hat die Redaktion mit neuen, wirklich spannenden Informationen aus der Welt der Produktentwicklungen versorgt.
An dieser Stelle möchten wir schon mal einen weiteren Beitrag teasern.
Friederike, die wir neulich in ihrem bayerischen Domizil besuchen durften, hat uns ebenfalls neues Bildmaterial eingeliefert, dass momentan noch auf dem Lichttisch zur Bearbeitung liegt.
Da kommt was dieser Tage - versprochen!
robert hatte uns kurz über sein Streichelfon per Messenger informiert, dass er mit einer absolut sensationellen Nachrichten gegen Mittag in die Redaktion kommen würde. Nun kennen wir ja das Team Willi und Robert und deren Sprache. Aber was dann tatsächlich von Robert geliefert wurde, hat uns den Mund schon trocken werden lassen.
"Nun", so begann Robert seinen Bericht, wie er eigentlich jeden seiner Berichte beginnt und tat dabei einen herzhaften Griff in die Besprechungskekse, "was ich heute erfahren habe, kann ich kaum selbst glauben."
"Kein Firlefanz", sagte ich, " frei von der Zunge frisch berichtet!"
"Also", hub er an, wie er meistens seine Stories anfängt, "also, als Willi mich anrief und unter schwerem Husten bat, die Story zu übernehmen, dachte ich erst er liegt im Fieberdelirium. So unglaublich erschien mir der Hinweis von ihm."
"Und?", fragte ich.
"Er schickte mir während des Telefonats GPS-Daten aufs Handy und sagte, ich solle mir den Fall mal intensiv vornehmen. Ich ins Auto und mit dem Navi zu dem angegebenen Ort. Als ich dort auf dem öffentlichen Parkplatz ankam, stand eine ganze Mannschaft im Halbkreis um das Gerät, welches ihr auf dem Bild sehen könnt.
Wir hatten da zwei Mann des örtlichen Ordnungsamtes, vier Polizeibeamte, drei Kampfmittelräumer und einige Kollegen von der lokalen Presse im flotten Halbkreis.
Die Kampfmittelräumer waren gerade mit der Voruntersuchung fertig geworden, als ich vor Ort eintraf und das Bild aufnehmen konnte.
Der Häuptling der Kampfmittelräumer brachte dann als Diagnose zu dem Gerätefund folgenden Satz zu Gehör: "Soweit wir das hier im Moment erkennen können, handelt es sich um einen elektrischen Hausstaubsauger mit 1400 Watt Leistung, 230V Anschluss, Zentrifuge und Akkus. Allerdings gibt es mehrere Auffälligkeiten am Gehäuse und dem Saugschlauch, so dass wir davon ausgehen, dass es sich hier möglicherweise um ein fremdgesteuertes, nicht handgeführtes Gerät handelt."
In diesem Moment fuhren mit knirschenden Reifen zwei schwarze Werkstattwagen einer internationalen Warenhauskette und eines Elektrogeräteherstellers auf den Platz und acht weitere Personen rundeten den illustren Kreis ab. Während sechs der Ankömmlinge sich im Hintergrund hielten, traten eine Frau und ein Mann, beide im Businessdress, an die Polizisten heran. Nach einer kurzen Begrüßung entschuldigte sich der Mann, der sich als Herr Lasse Abström und die Frau als Greta Nostitz vorstellte, für die Unannehmlichkeiten, die mit dem Gerätefund verbunden seien. Natürlich würde das Konsortium für die entstandenen Kosten vollumfänglich aufkommen.
Hey, und da wurden wir alle plötzlich sehr neugierig."
"Robert, du hast es wieder geschafft, mir ist der Mund schon wieder ganz trocken", sagte ich und holte mir erstmal ein frisches Glas Wasser.
"Tja, ich versuche jetzt mal eine verständliche Kurzfassung dessen was uns Lasse Abström und Greta Nostitz in vielen Worten und mit der Bitte um wohlwollende Berichterstattung zu dem Gerät berichtet haben", fuhr Robert fort.
"Was Ihnen hier wie ein vergessener oder absichtlich entsorgter Hausstaubsauger vorkommt, ist der allerneueste Prototyp unseres Zunkunftmodells KISMET", begann Greta.
"Ja, und KISMET steht für die KI gesteuerte Sauberkeit mit einzigartiger Technik im häuslichen Bereich. KISMET erledigt alle Reinigungsarbeiten selbsttätig und autark. D.h. das System kümmert sich um jeden Dreck, den es finden kann. Hierbei identifiziert das System interaktiv über das Internet anhand Ihrer persönlichen Staubspuren wie z.B. Fasern, Parfum, Waschmittel und Hautpartikel, welcher Dreck quasi zu Ihnen gehört und welcher nicht. Fremdschmutz außerhalb des häuslichen Umfeldes wird konsequent ignoriert, so dass eigentlich der Aktionsradius von KISMET automatisch auf Ihr Wohnumfeld begrenzt bleibt", erläuterte Lasse Abström.
"Leider ist uns bei der Produktion des Prototyps ein Softwarefehler unterlaufen. Bei der Programmierung der Staubsensoren für den Saugkopf wurde nicht berücksichtigt, dass das System auch mit im Haushalt lebende Mitmenschen und Tiere identifizieren kann und deren individuellen Spurenabdruck speichert. Dementsprechend hat sich unser Prototyp, den wir hier sehen, autonom auf den Weg gemacht und den Unrat des Haushundes aufgespürt und bis hierher beseitigt", führte Greta aus, "und hier ist es zur Katastrophe gekommen. Durch die Hinterlassenschaften des Haushundes wurde ein Grasfrosch mit der Duftmarke des Haushalts beaufschlagt. Die KI konnte oder wollte dies nicht erkennen und hat das Objekt >Frosch< als zum Haushalt gehörenden Unrat deklariert und dem folgend eingesaugt.
Da der Frosch aufgrund seiner üppigen Körpergröße aber nicht durch den Saugschlauch rutschen konnte und im Saugkopf steckenblieb, ist es zu einem Systemerror und einer Geräteüberhitzung mit komplettem Motorschaden gekommen. Gottseidank konnte KISMET uns noch rechtzeitig die Standortdaten für die Bergung übersenden." Damit endete der Bericht von Greta und Lasse.
Robert zog die Brauen in die Höhe und schaute uns ernst tiefblickend in die Augen. Es scheint unser KISMET zu sein, dass die beiden - Robert und Willi - immer die sensationellsten Entdeckungen machen.
Übrigens, Elektroschrott sollte im öffentlichen Raum nicht geparkt werden. Die Entsorgungskosten können die Parkgebühren leicht übersteigen.
(C) 2025 Bild by Robert und Text by Werner